Projektdetails
Urmann, Katrin; Dr.
Pädagogische Hochschule Vorarlberg
Internationale Forschungen belegen, dass höheres Student Engagement positive Auswirkungen auf das Lernen, die akademische Leistung, auf das Wohlbefinden und die Zufriedenheit sowie einen positiven Einfluss auf das spätere Arbeitsleben nimmt (u.a. de Zordo, Hagenauer & Hascher, 2019; Hagenauer et al., 2018a). Strukturelle Merkmale der Hochschule, die dort Lehrenden und die Qualität der Lehre sind im Sinne eines „educational interface“ eng mit dem Konzept des Student Engagement verknüpft (Kahu, 2013; Kahu & Nelson, 2018). Im vorliegenden multimethodalen Forschungsprojekt, das als dreijährige Längsschnittstudie angelegt ist, wird die Schnittstelle von personalen Komponenten des Student Engagement mit psychosozialen Rahmenbedingungen an den Ausbildungsinstitutionen (Workload, Anforderungen, Lehre, Beziehungen zu den Lehrenden) und strukturellen Merkmalen der Ausbildungsinstitution (Curriculum, Zulassung zum Studium, Kultur, Werte, Richtlinien) erfasst. Die proximalen Auswirkungen auf der kognitiven Leistungsebene (Noten, Kompetenzen, Wissen, Lernverhalten) sowie der sozial-emotionalen Ebenen (Lernemotionen, Wohlbefinden, Zufriedenheit) werden in einem Längsschnittdesign über drei Jahre analysiert (Modul 1). Neben standardisierten Skalen werden auch andere Methoden wie Emotion Experience Sampling mittels digitaler App (Modul 2) sowie mittels qualitativer Methoden in Form von Gruppendiskussionen mit Lehrenden (Modul 3) eingesetzt. Aus den Ergebnissen sollen Schlussfolgerungen für die Förderung des Student Engagements sowie die verhaltens- und settingbezogene Gesundheitsförderung im weiteren Sinne gezogen werden. Zudem sollen Implikationen für die Qualitätsverbesserung der Lehre, die Professionalisierung der Hochschullehrenden und strukturelle Maßnahmen für die Organisationsentwicklung abgeleitet werden.
Graß Karl-Heinz,
Kelz Jakob,
Longhino Daniela,
Imp Christina (bis SoSe 24),
Krammer Georg (bis SoSe 24),
Stöckl Claudia (bis SoSe 24),
Gruber Christoph (bis SoSe 24)
Jana Sitte (PVS, Kooperationspartnerin)
Ehem. Mitarbeitende:
Cornelia Binder (2019 – 2022)
Christoph Gruber (2019 – 2022)
Um in einem Professionalisierungsprozess die Perspektive der Schülerinnen und Schülern mit der Selbsteinschätzung der Lehrkraft vergleichen zu können ist es eine Bedingung, dass Selbsteinschätzung und Fremdeinschätzung dasselbe messen. Erst wenn dies gegeben ist, kann der Vergleich der beiden Einschätzungen aussagekräftig sein und zur persönlichen Weiterentwicklung herangezogen werden. Das Forschungsprojekt greift diese messtheoretische Voraussetzung auf und stellt die Frage: Können Lehramtsstudierende und im Beruf stehende Lehrkräfte die Selbsteinschätzungen der eigenen Klassenführung direkt mit den Einschätzungen durch Schülerinnen und Schülern vergleichen, oder sind Unterschiede in den Einschätzungen behaftet mit einem Bias in der Messung?
PL (2018 – 2023): HS-Prof. Priv.-Doz. Mag. Dr. Georg Krammer
Motorische Leistungsfähigkeit ist zentrale Grundlage sportlicher Kompetenzen. Der Ansatz der motorischen Basiskompetenzen (MOBAK, Herrmann et al., 2017) unterscheidet die Dimensionen „Etwas-Bewegen“ (z. B. Werfen, Fangen, Dribbeln) und „Sich-Bewegen“ (z. B. Gleichgewicht halten, Rollen, Springen). Ergänzend beschreibt Bös et al. (2009) einen fähigkeitsorientierten Zugang, der konditionelle (z. B. Kraft, Ausdauer) und koordinative Fähigkeiten (z. B. Rhythmisierung) differenziert. Diese bilden die Basis für motorische Fertigkeiten, die im Sport erworben und beobachtet werden können.
Zur Erfassung motorischer Kompetenzen wurden die Testverfahren „Deutscher Motorik-Test“ (DMT, Bös et al., 2009) und „Motorische Basiskompetenzen“ (MOBAK, Herrmann et al., 2017) entwickelt. Beide dienen der Diagnostik motorischer Fähigkeiten bei Kindern. Der DMT misst leistungsorientierte Fähigkeiten wie Ausdauer und Kraft, der MOBAK alltagsrelevante Basiskompetenzen. Ziel ist jeweils, Förderbedarfe zu erkennen und die Grundlage für Unterrichtsevaluation zu schaffen.
Die Entwicklung motorischer Kompetenzen wird durch Faktoren wie Geschlecht, Migrationshintergrund und Wohnort beeinflusst. Jungen erzielen bessere Leistungen im Bereich „Etwas-Bewegen“, Mädchen im Bereich „Sich-Bewegen“. Kinder mit Migrationshintergrund zeigen häufig geringere Aktivität und reduzierte Leistungen. Der Einfluss des Wohnorts variiert, teils mit besseren Ergebnissen bei Kindern aus ländlichen Regionen.
Längsschnittdaten von Herrmann et al. (2017) belegen signifikante Leistungszuwächse im Schuljahr, wobei Kinder mit höherem BMI geringere Fortschritte zeigen. Die KiGGS-Studie zeigt, dass sozioökonomische Faktoren und Vereinsmitgliedschaften positiv mit motorischer Leistungsfähigkeit zusammenhängen.
Forschungsprojekte der PH Steiermark erweitern diese Erkenntnisse. Studien zeigen Leistungsunterschiede je nach Geschlecht, Migrationshintergrund und Wohnort. Auffällig ist, dass Schüler*innen mit hohem Migrationsanteil im Bereich „Etwas-Bewegen“ besser abschneiden, während Klassen mit geringem Migrationsanteil bei „Sich-Bewegen“ bessere Ergebnisse zeigen. Dies betont die Bedeutung einer differenzierten Betrachtung von Sozialisationsbedingungen.
Ein weiterer Schwerpunkt betrifft die Anwendung von MOBAK und DMT. Die aktuelle Studie „Neuromotorisches Lernen“ an der PH Burgenland untersucht, wie diese Instrumente zur ganzheitlichen Erfassung motorischer Entwicklung beitragen können.
Die Vernetzung vorhandener Daten aus Projekten der PH Steiermark und PH Burgenland ermöglicht tiefere Einblicke in soziale Einflussfaktoren und unterstützt die Identifikation von Förderbedarfen. So können gezielte Maßnahmen im Sportunterricht entwickelt werden. Das Ad-hoc-Forschungsvorhaben bildet die Grundlage für ein Folgeprojekt im Rahmen von Forum Primar. Es nutzt bestehende Daten und bereitet methodisch darauf vor, in einem größeren Projekt zusätzliche Kontextmerkmale – etwa sozioökonomischen Status – systematisch zu integrieren und motorische Entwicklung in Verbindung mit Sozialisationsbedingungen differenziert zu analysieren.