Projektdetails
Meyer, Harald; BEd
Rechberger, Veronika;
Schwetz, Herbert; Mag. Dr. Univ.-Doz.
Untersucht werden die Reflektiertheit und Sicherheit der Entscheidung für eine bestimmte Handlungsalternative im Dilemma sowie der Grad der sozialen Perspektivenübernahme mit den im Dilemma involvierten Personen. Es kommt ein quasi-experimentelles Untersuchungsdesign zur Anwendung. Studierende der beteiligten Hochschulen nehmen in Lehrveranstaltungen in einem integrativen Setting an den Untersuchungen teil.
Die Hypothesen lauten: 1. Durch eine stärkere Betroffenheit (Bezugnahme) zum Dilemma werden metakognitive Empfindungen beim reflexiven Lernen bewusst erlebt. 2. Die Bezugnahme zum Dilemma wirkt sich positiv auf die soziale Perspektivenübernahme aus. 3. Der reflexive Wissenserwerb führt bei Dilemmata mit starker Betroffenheit zu veränderten, sichereren und verantwortungsvolleren Entscheidungen. In den Hypothesen werden folgende Annahmen jeweils mit den Dilemmata unterschiedlicher persönlicher Betroffenheit als unabhängige Variable und drei abhängige Variablen überprüft: 1. reflexives Lernen mit Fokus auf metakognitive Empfindungen, 2. soziale Perspektivenübernahme und 3. Sicherheit, Veränderung und Moralität (inhaltliche Richtung) der Entscheidung.
Im Rahmen dieser Evaluation besteht ein Evaluationsverbund, der sich aus Vertreter/innen der öffentlichen Pädagogischen Hochschulen und Landesschulräte der Bundesländer zusammensetzt und ein spezifisches Begleitforschungsprojekt darstellt. E. Messner ist die von der NMS-Steuergruppe Steiermark (LSR Stmk, PHSt) entsandte Evaluationsbeauftragte für die NMS Steiermark. Ihre Mitarbeit im Evaluationsverbund umfasst Beratung, Konzeption gemeinsamer Evaluationsmaßnahmen sowie Diskussion und Mitveröffentlichung der Ergebnisse. Darüber hinaus erfolgt kontinuierliche Information und Koordination sowie die Initiierung, Unterstützung und falls erforderlich bundesweite Abstimmung von NMS-Evaluationsprojekten in der Steiermark.
Die Themen der Begleitforschung folgen den zentralen Zielen und Entwicklungsfeldern der NMS. Die Ergebnisse stehen unmittelbar nach Auswertung zur Feinsteuerung des Modellversuches zur Verfügung. Folgende Fragestellungen haben Bedeutung: Motivation, Commitment und Problemlösungskapazität der Lehrkräfte und Schulleitungen, Zufriedenheit der Eltern mit der schulischen Förderung ihrer Kinder, Erfolge und Probleme beim Umgang mit Heterogenität in den Lerngruppen, Teambildung von Lehrer/innen unterschiedlicher Ausbildungsvoraussetzungen, Stärken und Schwächen der Förderung von fachlichen und überfachlichen Kompetenzen. Derzeit liegen Berichte über die Befragung aller NMS-Schulleiter/innen und eine Peer Review mit Lehrer/innen vor. Die Ergebnisse einer Elternbefragung befinden sich im Diskussionsstadium und werden in Kürze veröffentlicht werden.
Forschungsdesign:
– Fragebogenerhebung bei Studierenden in allen drei Jahrgängen sowie bei AbgängerInnen der Hochschulen im 1. und 2. Dienstjahr mittels der beiden Skalen SACIE (= The Sentiment, Attidues and Concerns about Inclusive Education Scale) und TEIP (= Teacher Efficacy for Inclusive Practice)
– Gruppeninterviews mit Studierenden
– Fallstudien mit AbsolventInnen
– Start einer echten Längsschnittuntersuchung mit den Erstsemestrigen des Studienjahres 2012/13
Nutzen und Verwendung/Zukunftsperspektiven:
– Adaptierung zweier international gebräuchlicher Instrumente zur Messung von inklusiven Einstellungen und Kompetenzen
– Aussagen über die Effektivität der derzeitigen Lehrerbildung in diesem Bereich
– Identifizierung wirksamer Lernsettings
– Erarbeitung von Empfehlungen für die PädagogInnenbildungNEU
– Stärkung der internationalen Vernetzung zum Thema Inklusion und Lehrerbildung
Das vorliegende Projekt greift solche Ergebnisse und Befunde auf. Im Konkreten wird ein Konzept für selbstbestimmtes Forschendes Lernen (CrEEd) vorgestellt und an die Theorie Forschender Lernarrangements (TILA) angeknüpft (vgl. Reitinger 2013, S. 116ff u. 186ff). Schließlich wird – mit Blick auf Lehramtsstudierende, die CrEEd im eigenen Unterricht eingesetzt haben – der Frage nachgegangen, in welchem Verhältnis ein selbstbestimmungsorientiertes Menschenbild zu persönlichen bzw. konzeptbezogenen Wirksamkeitserwartungen steht.
Als empirische Methode wird auf eine Strukturgleichungsmodellanalyse zurückgegriffen (vgl. Byrne 2009). Der Untersuchung zugrunde liegt ein Datensatz, der mit einer 2012 durchgeführten Einmalerhebung mit Lehramtsstudierenden gewonnen werden konnte (vgl. Reitinger 2013, S. 178). Der Gesamtdatensatz enthält Rückmeldungen zu einer umfangreichen Batterie aus verschiedensten Konstrukten von insgesamt 379 Personen des zweiten Studiensemesters einer österreichischen Pädagogischen Hochschule. Sämtliche Untersuchungspersonen (Upn) hatten bis zum Zeitpunkt der Erhebung im Rahmen der schulpraktischen Übungen ihrer Lehramtsausbildung bereits Forschende Lernarrangements nach dem CrEEd-Konzept erfolgreich organisiert. Die persönliche Erfahrung des Arrangierens Forschenden Lernens, welche eine Grundvoraussetzung zur validen Rückmeldung einiger Konstruktskalen darstellte, war hiermit gegeben.
Die Ergebnisse zeigen, dass Selbstbestimmung und Exploration auf zwei unterschiedlichen Folien zu denken sind, und zwar einerseits als Elemente eines guten Unterrichts, andererseits aber auch als dispositionale Grundorientierungen der Lehrenden selbst. Damit wird einmal mehr klar, dass eine Lehre, die einem zeitgemäßen Qualitätsanspruch gerecht werden möchte, an diesen Variablen nicht ungeachtet vorbeisteuern kann.