Projektdetails
Corcoran, Katja; Univ.-Prof.in Dipl.-Psych. Dr.in / Universität Graz – Standort Attemsgasse 25
Hofer, Gabriela; BSc, MSc / Universität Graz – Standort Attemsgasse 25
Ziel
Die Zahl der orthographischen und phonologischen Nachbarn eines Wortes haben einen Einfluß auf die Verarbeitung von visuellen Wörtern sowohl beim Lesen als auch bei anderen visuellen Worterkennungsaufgaben. Über die Gehirnregionen, die an Effekten der orthographischen und phonologischen Nachbarschaftdichte beteiligt sind, ist noch relativ wenig bekannt, vor allem nicht darüber wie orthographische und phonologische Nachbarschaft im Gehirn interagieren. Um diese Fragen zu untersuchen wurde in diesem Projekt funktionelle Magnetresonanztomographie (fMRT) verwendet und ein 2×2 faktorielles Design, bei dem Wörter verarbeitet werden mussten.
Methode
Es wurde von 40 Proband*innen eine lexikalische Entscheidungsaufgabe durchgeführt, während der die Gehirnaktivität mittels des BOLD-Kontrasts mit fMRT, mit einem 3 Tesla Siemens TRIO MRT und einer GE-EPI Sequenz mit einer TR von 2250 ms und einer räumlichen Auflösung von 3x3x3,3 mm, gemessen wurde. Die fMRT Daten wurden mittels einer Pipeline primär mit Funktionen von SPM12 vorverarbeitet und statistisch im Rahmen eines GLMs ausgewertet. Kontrast-Bilder der Kontrast für die 4 Bedingungs-Kombinationen für die 4 Worttypen (ON+PN+, ON+PN-, ON-PN+, ON,PN-) aller Probanden wurden dann in SPM12 in einem 2×2 ANOVA Design für Messwiederholungen ausgewertet.
Ergebnisse
Während der Verarbeitung von visuellen Wörtern (vgl. mit dem Betrachten eines Fixationskreuzes) zeigte sich statistisch signifkante Aktivität in ausgedehnten Regionen vor allem in der linken Hemisphäre, die üblicherweise beim Lesen aktiviert sind unter anderem in Regionen im ventralen visuellen Kortex, temporalen und inferior frontalen und präzentralen Gehirnregionen. Ein Haupteffekt für die Zahl der phonologischen Nachbarn zeigte sich vor allem in einer Region des linken posterioren temporalen Kortex, in Übereinstimmung mit einer Rolle dieser Region in phonologischen Aspekten der Wortverarbeitung, während ein Haupteffekt der Zahl der orthographischen Nachbarn vor allem in inferior und medial frontalen Regionen festzustellen war. Die Interaktion zwischen Zahl der orthographischen und phonologischen Nachbarn wurde primär in einer Region des linken okzipito-temporalen Kortex gefunden was für eine Beteiligung dieser Region in der Integration von orthographischer und phonologischer Information während der visuellen Wortverarbeitung spricht.
Zwar sind Fragen zu äußerer Mehrsprachigkeit („Deutsch als Zweitsprache“) im Bildungskontext sehr gut beforscht und auch zu Teilaspekten von innerer Mehrsprachigkeit im Schulkontext (vgl. z. B. de Cillia/Fink/Ransmayr 2017) liegen erste Forschungsergebnisse vor, doch eine integrative Studie, die sich mit dem muttersprachlichen Sprachgebrauch (in seiner Breite) – zumal in der österreichischen Schule – beschäftigt, steht aus. Auch die Auseinandersetzung mit Sprachwahrnehmungen und – einstellungen von allen in schulischen Kommunikationssituationen beteiligten Gruppen (Schüler*innen wie Lehrer*innen) stellt in Österreich ein Forschungsdesiderat dar. Diese beiden Forschungslücken möchte das Forschungsprojekt zu füllen beginnen.
Untersucht werden – anhand von Daten, die im Rahmen von Teilprojekt 10 des Spezialforschungsbereiches „Deutsch in Österreich“ (dioe.at) erhoben wurden – die Sprachwahrnehmung und Spracheinstellung von Kindern und Jugendlichen wie von Lehrpersonen im schulischen Kontext. Es kommen dabei verschiedene Testverfahren zum Einsatz, die zum einen die Wahrnehmung von sprachlichen Äußerungen messen, zum anderen generelle Einstellungen gegenüber verschiedenen Akzenten und Varietäten des Deutschen sowie nicht-deutschen Sprachen.
To this end, a collection of materials will be compiled, evaluated and made available on a website in cooperation with primary school students.