„Die Wahl des Berufes ist ein Prozess, in dem das Individuum versucht, den Beruf zu ergreifen, der am besten zu seinen Fähigkeiten, Interessen etc. passt“ (Bergmann u. Eder, 2001, S. 252). Darüber hinaus fließen aber auch andere Berufswahlmotive in diesen lebensbedeutsamen Entscheidungsprozess ein, wie beispielsweise die „subjektive Einschätzung eigener Fähigkeiten, berufsrelevante Vorerfahrungen sowie Anforderungen, Kosten und Arbeitsplatzangebot“ (Weiß, Lerche u. Kiel, 2011, S. 350), aber auch gesellschaftliches Prestige, fehlende Alternativen oder die Unsi-cherheit beruflicher Entscheidungsprozesse. Dies trifft auch auf den Lehrberuf zu. Hier werden zusätzliche schulartspezifische Aspekte sichtbar, zwischen vielleicht einer „wissenschaftlichen Orientierung Studierender des gymnasialen Lehramts“ bis hin zum „fast ausschließlichen Wunsch nach praxisnahen Inhalten ohne jeden wissenschaftlichen Anspruch im Bereich Grundschule“ (Weiß, Lerche u. Kiel, 2011, S. 350). Zu unterscheiden sind überdies „intrinsische Berufswahlmotive (z.B. persönliche Zufriedenheit) als auch extrinsische Beweggründe (z.B. finanzielle Absicherung oder geregelte Arbeitszeiten)“ (Beer, Wagner u. Weissenbäck, 2022, S. 14). Als Berufswahlmotive werden aber auch die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, eigene Lehr-Lernerfahrungen, die wahrgenommene Lehrbefähigung, die fachspezifische Motivation, die berufliche Sicherheit oder die Vereinbarkeit von Beruf und Familie genannt (Klemenz et al., 2014).
Die projektierte Studie fokussiert das berufliche Kompetenzerleben sowie die berufliche Anstrengungsbereitschaft von Bürger:innen unterschiedlicher Berufsgruppen und geht im Besonderen der Frage nach, welche Berufswahlmotive von unterschiedlichen Akteursgruppen ins Treffen geführt werden.
Diese Ergänzungsstudie zum Forschungsprojekt SSL_Q&B: ‚Subjektives Studienerleben von Lehramtsstudierenden im Quereinstieg oder mit bzw. ohne vorgezogenem Berufseinstieg‘ versteht sich als Erweiterung um eine Vergleichsstichprobe den Daten der genannten Längsschnittstichprobe hinzuzufügen.
Die vergleichende Ergebnisse sollen bildungspolitisch Verantwortlichen dazu dienen Entscheidungen zum vorgezogeneg Berufseinstieg/Quereinstieg zu validieren oder zu überdenken, wie auch die Ergebnisse hochschuldidaktisch nützbar gemacht werden sollen. Damit verfolgt die Studie letztendlich das Ziel zur Qualitätssicherung und Qualitätsentwicklung an Österreichs (Hoch-)Schulen einen Beitrag zu leisten.
Es ist geplant, Lehramtsstudierenden im Zuge von Methodenseminaren in die theoretischer Überlegungen, die Datenerhebung und -auswertung sowie in die Datenanalyse und Interpretation der Ergebnisse einzubeziehen. Im Zuge der Veranstaltung werden die Studierenden Forschungsskizzen erarbeiten.
Somit liegen das Datenmanagement, die Datenauswertung, Datenanalyse und Interpretation im Sinne forschenden Lernens in forschungsmethodischen Veranstaltungen des Lehramtsstudiums beispielhaft in den Händen der Studierenden, um somit die forschungsmethodischen Kompetenzen der ‚Jungforscher:innen‘ aufzubauen. (forschungsmethodische Relevanz).