Projektdetails
Grundlegende motorische Kompetenzen sind eine wesentliche Voraussetzung für die Teilhabe an der Sport- und Bewegungskultur. Eine Teilhabe trägt wiederum langfristig zur Entwicklung eines körperlich aktiven Lebensstils bei (Kurz & Fritz, 2007). Motorische Basiskompetenzen sind definiert als motorische Leistungsdispositionen, die (1) lernbar sind und frühere Erfahrungen berücksichtigen, (2) komplex, funktional und kontextbasiert sind, und (3) Grundvoraussetzungen für das Lernen spezifischer Fertigkeiten und Techniken darstellen (Herrmann, 2018). Sie haben in der Primarstufe eine große Bedeutung und sind entsprechend als zentrale Lernziele im Curriculum verankert. Auch wenn vom Sportunterricht förderliche Effekte (einschließlich positiver Auswirkungen auf die Entwicklung motorischer Basiskompetenzen) erwartet werden, fehlt es an belastbaren empirischen Befunden, die etwas über die tatsächliche Wirkung des Sportunterrichts in die besagte Richtung aussagen.
In einem ersten Teil ist eine empirische Untersuchung der motorischen Basiskompetenzen Sich-Bewegen (rollen, balancieren, springen, laufen) und Etwas-Bewegen (prellen, dribbeln, werfen, fangen) von Kindern der Primarstufe geplant. Aufbauend auf den Ergebnissen dieser Untersuchung ist die Entwicklung eines Lehrer_innen-Workshops zur Diagnostik und individuellen Förderung motorischer Basiskompetenzen im Rahmen des Sportunterrichts angedacht. Dieser Teil des Projekts wird ist in 13 Ländern Europas umgesetzt. Er dient dazu, sich ein Bild von den motorischen Basiskompetenzen von Kindern in Österreich zu machen und dieses mit anderen europäischen Ländern zu vergleichen. Dabei wird der Einfluss länderspezifischer Strukturen des Sportunterrichts (z. B. Umfang des Sportunterrichts, professionelle Aspekte von Lehrkräften im Sportunterricht) auf die motorischen Basiskompetenzen der Kinder analysiert. Darüber hinaus liefern die Daten Informationen für die teilnehmenden Lehrer_innen zum Lern- und Leistungsstand und zu den besonderen Förderbedürfnissen ihrer Kinder. In einem zweiten Teil des Projekts wird die Förderung von motorischen Basiskompetenzen im Rahmen einer 8-wöchigen schulischen Intervention im Sportunterricht umgesetzt und auf Effekte überprüft. Dieser Teil soll zudem den Zusammenhang von motorischen Basiskompetenzen und exekutiven Funktionen (Arbeitsgedächtnis, inhibitorische Kontrolle und kognitive Flexibilität) empirisch untersuchen.
Anlass für die Studie geben die bisher noch unzureichend bearbeiteten Fragen, ob das Unterrichtsfach Bewegung und Sport (1) zu einem körperlich aktiven Lebensstiles bei Kindern und Jugendlichen beiträgt und (2) ob sich grundlegende motorische Kompetenzen im Sportunterricht der Primarstufe entwickeln bzw. gezielt fördern lassen.