Literatur:
Brighenti, A. (2007). Visibility. A Category for the Social Sciences. Current Sociology, 55(3), 323–342.
Connell, R. (1999). Der Gemachte Mann: Konstruktion und Krise von Männlichkeiten. Opladen: Leske Budrich.
Gibson-Graham, J. K. (2014). Rethinking the Economy with Thick Description and Weak Theory. Current Anthropology, 55 (S9, Crisis, Value, and Hope: Rethinking the Economy), 147–153.
Honneth, A. (2003). Unsichtbarkeit: Stationen einer Theorie der Intersubjektivität. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
McRobbie, A. (2010). Top Girls: Feminismus und der Aufstieg des neoliberalen Geschlechterregimes. Wiesbaden: Verlag für Sozialwissenschaften.
theoret. Zugang
Hypothese: Die Motivation für unbezahlte Arbeiten für die Gemeinschaft wird auch in der Schule durch Lehrstoff und Unterrichtsmaterialien bei Mädchen stärker gefördert als bei Jungen. Das Projekt baut auf den Begriff des Habitus von Pierre Bourdieu auf und bezieht sich auf die Studien von Geneviéve Vaughan zur geschlechtsspezifischen Förderung von Empathie, auf die Studien von Karl Polanyi zur ökonomischen Entwertung lebenswichtiger Sorgearbeit und auf die Forschungen von Hannelore Faulstich-Wieland über Unterrichtspraktiken, die implizit geschlechtsspezifisches Verhalten bei Schüler_innen fördern.
Forschungsstand
Die gesellschaftliche Bewertung von Sorgearbeit findet ihren Niederschlag im geschlechtsspezifischen Habitus. Für eine Veränderung dieser Wertungen ist es notwendig, Sorgearbeit als ebenso wertvolle Tätigkeit für das Gemeinwohl anzuerkennen wie technische Arbeiten. Sorgearbeit wird derzeit niedrig oder gar nicht entlohnt, obwohl sie die Voraussetzung für die hohe Effizienz österreichischer Berufstätiger darstellt. Meist arbeiten Frauen zum Wohle ihrer Angehörigen in Teilzeit, sodass sie im Alter oft in Armut leben müssen. Eine Studie von F. Haug und U. Gschwandtner (2006) zeigte, dass Mädchen bereits in der ersten Sekundarstufe unbezahlte Familienarbeit in ihrem Lebensplan haben, Burschen jedoch nicht.
theoret. Zugang
Das vom Europarat präsentierte Kompetenzmodell (Council of Europe, 2016, S.11) für eine demokratische Kultur soll als Basismodell für das Projekt herangezogen werden. Es zeigt zwanzig Kompetenzen eingeteilt in demokratische Prinzipien, um ein konstruktives und gleichberechtigtes Zusammenleben zu ermöglichen. Das Kompetenzmodell hilft Menschen darin zu unterstützen, als autonome Sozialakteurinnen und -akteure persönliche Lebensziele im Rahmen demokratischer Strukturen und unter Achtung der Menschenwürde und Menschenrechte selbst zu bestimmen und diese entsprechend zu verfolgen.
Forschungsstand
Die demokratische und interkulturelle Kompetenz gilt als Schlüsselkompetenz des 21. Jahrhunderts (Deardorff, 2006) und wird als Fähigkeit definiert, wichtige Werte, Einstellungen, Fähigkeiten, Wissen bzw. Denken zu fördern, um effizient und angemessen auf die Forderungen, Anforderungen und Chancen eingehen zu können (Council of Europe, 2016, p. 10), die sich im Austausch in demokratischen und interkulturellen Situationen ergeben. Damit rücken Lehr- und Lernkonzepte in den Fokus, die dem Individuum zum einen ermöglichen, eigene Potentiale zu entfalten und gleichzeitig die Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung gegenüber kulturell unterschiedlichen demokratischen Gesellschaften (Bokova, 2013) in den Blick nehmen.
theoret. Zugang
Die wissenschaftstheoretische Grundintention geht dahin, einen genetisch-produktiven Zugang zu Wissen, Verstehen und Darstellung von (Fach-)Wissen zu entwickeln. Der Ansatz ist verwandt mit den vielfältigen internationalen Bemühungen in der universitären Lehre, das „träge Wissen der Lernstoffe“ in ko-konstruktive Lern- und Verstehensprozesse zu transformieren und die Studierenden als aktive, verantwortliche TeilnehmerInnen in der Lehre zu gewinnen. Unter Schlagworten wie „Building Knowledge“, „Enabling Spaces“, „Lehren und Lernen im Atelier“ oder „Epistemic and Learning Cultures at the University of the 21st Century” (Epistemic and Learning Cultures 2017) wird die produktive Rolle der universitären Lehre für das Forschungsprojekt betont.
theoret. Zugang
– Bildungsphilosophie: systematisch-historische Methode – kritische Ideengeschichte
– besonders: Dialektik
– Genealogische und praxeologische Momente
– „Perlentauchen“
Dazu werden besonders im deutschen Sprachraum häufig sozial- und entwicklungspsychologische Ansätze wie etwa Havighursts Modell der Entwicklungsaufgaben herangezogen. Im internationalen Forschungsfeld der audience research mit besonderem Schwerpunkt auf Heranwachsende, das auch innerhalb internationaler Fachgesellschaften zunehmend Bedeutung erlangt, ist der Sozialisationsbegriff in Bezug auf Medien kaum verbreitet. Der Terminus ‚media socialisation‘ taucht als Übersetzung zumeist nur im Rahmen von Vorträgen oder Publikationen deutschsprachiger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf. Allerdings setzt man sich auch auf internationaler Ebene mit ähnlichen Fragen auseinander, welche die deutschsprachige Mediensozialisationsforschung prägen. So werden auch dort Fragen der Persönlichkeitsentwicklung und Identitätsbildung sowie Zuschreibungen der westlichen Moderne an die Lebensphasen Kindheit und Jugend diskutiert und kritisiert. Im Unterschied zur deutschsprachigen Mediensozialisationsforschung spielen auf internationaler Ebene theoretische Diskurse im Umfeld der Cultural Studies eine größere Rolle in der Auseinandersetzung mit der Aneignung und dem Gebrauch von Medien (Hoffmann, Krotz & Reißmann 2017b, S. 6)
Im beantragten Forschungsprojekt sollen ausgehend von diesen Diskussionen im Rahmen einer international-vergleichenden Literaturanalyse verschiedene theoretische Bezugspunkte der Auseinandersetzung mit der Sozialisationsrelevanz von Medien erörtert werden, um daraus neue Erkenntnisse über die Bedeutung von Medien in Kontexten der Identitätsfindung, der Auseinandersetzung mit der sozialen Umwelt sowie der Orientierung in der Welt zu gewinnen. Vor diesem Hintergrund wird die Frage nach dem Zusammenhang zwischen der Ausbildung von Medienkompetenz und medienbezogenen Habitualisierungen gestellt.
Location Based Services, also die Verwendung von Apps, über die NutzerInnen ihre Geodäten bekanntgeben, sind bereits seit einiger Zeit Gegenstand vor allem computerwissenschaftlicher
und geoinformatischer Forschung. Auch finden sich Untersuchungen, die Akzeptanz und Potentiale aus einer wirtschaftswissenschaftlichen (Marketing-)Perspektive beleuchten. Die medienpädagogische Forschung ist dazu noch relativ jung und setzt zwei unterschiedliche Schwerpunkte: Auf der einen Seite finden sich eher technisch orientierte Ansätze (wie bspw. Screencapturing, Auslesen von Log-Files oder Nutzung von APISchnittstellen),die softwarebasiert arbeiten. Auf der anderen Seite existieren Untersuchungen, die auf sozialwissenschaftliche Methoden wie Fragebogen oder Interviews zurückgreifen und stärker die Motive und Gebrauchsweisen in den Mittelpunkt stellen.
Das geplante Forschungsprojekt verfolgt mehrere Ziele:
In einem ersten Schritt soll die vorhandene Literatur zu Location Based Services und zur allgemeinen mobilen Internetnutzung aufgearbeitet werden. Ein besonderer Fokus liegt dabei
auf Kindern und Jugendlichen, da hier ein Trend zur stärkeren Nutzung durch immer jüngere Heranwachsende feststellbar ist.
Basierend auf diesen Erkenntnissen soll in einem weiteren Schritt ein empirisches Projekt zur Untersuchung von Location Based Services und Smartphone Repertoires von Kindern,
Jugendlichen und jungen Erwachsenen ausgearbeitet werden. Dabei soll der Ansatz der Medienrepertoires für das Smartphone ausgebaut werden und es werden Forschungsinstrumente und Forschungsdesigns speziell für die Untersuchung von Kindern und Jugendlichen entwickelt.
Dieser Projektentwurf soll in weiterer Folge zu einem Projektantrag für ein österreichweites Forschungsprojekt (FWF, OENB etc.) ausgebaut werden. Bei Bewilligung dieses Antrags könnte nach Abschluss dieses theoriebasierten Projekts, ein empirisches Folgeprojekt angeschlossen werden.
Erkenntnisinteresse und Verwertungszusammenhang in Bezug auf die Aufgaben der Pädagogischen Hochschule (Produkt und seine Verwertung bzw. Relevanz für Lehre und Praxis):
In der pädagogischen Praxis gibt es viele Diskussionen zur Handynutzung von Kindern und Jugendlichen sowie zum Umgang damit in der Schule. Hier reichen die Ansätze von
extremem Kulturpessimismus bis zur Medieneuphorie. Eine bessere Information darüber, welche Apps und Location Based Services tatsächlich von Heranwachsenden genutzt werden, ermöglicht es auch auf medienpädagogischer Ebene bessere und gezieltere Ansätze zur Medienkompetenzförderung und Sensibilisierung im Umgang mit Privatsphäreeinstellungen und Big Data zu entwickeln. Außerdem eröffnen sich dadurch verschiedene Möglichkeiten zur pädagogisch sinnvollen Nutzung von Location Based Services.
Zielsetzung
Im Entwicklungsprojekt werden zwei zentrale Erkenntnisinteressen verfolgt: Das Projekt dient (1) der Positionierung bezüglich des Active Citizenship-Ansatzes der PH in der nationalen/internationalen Community und (2) der Implementierung dieses Ansatzes in der Lehre der PH Salzburg Stefan Zweig entsprechend der Auffassung von Active Citizenship Learning.
Ergebnisse
Active Citizenship soll von Lehrenden und Lernenden erfolgreich umgesetzt werden. Um Studierende und Lehrende optimal darauf vorzubereiten, sieht das Konzept folgende Schritte vor:
Begriffstheoretische Auseinandersetzung für die PH Salzburg und Herausarbeiten des dahinterliegenden theoretischen Konzeptes, ausgehend von einem theoriegeleiteten Konzept, von einer theoretischen Basis. Veröffentlichung des Konzeptes im Hinblick auf praktische Implikationen im Sammelband „Inklusive Hochschule”.
Präsentation des Konzeptes im Forschungskolloquium der PH Salzburg (SoSe 2018) und in verschiedenen (internationalen) Tagungen.
Herausarbeiten von inhaltlichen und organisatorischen Anforderungen für die Pädagogisch Praktischen Studien und Veröffentlichung des Praxiskonzeptes auf der Homepage sowie auf relevanten Tagungen.
Erstellung von Broschüren/Handreichungen zu Active Citizenship Learning für Studierende und Lehrende der PH Salzburg.
Veröffentlichung und Präsentation der Ergebnisse im Rahmen des Hochschulnetzwerkes „Bildung durch Verantwortung”. Präsentation der Gesamtergebnisse des Entwicklungsprojektes im Rahmen einer (internationalen) Tagung an der PH Salzburg im Mai 2019 – eventuell in Kooperation mit dem Hochschulnetzwerk „Bildung durch Verantwortung”.