Gezielte gesundheitsförderliche Maßnahmen im Kindesalter sind zunehmend wichtig, um Kinder im Umgang mit Stressoren zu stärken. Die WHO hat in diesem Zusammenhang 5 Lebenskompetenzen (sog. Life Skills, vgl. Krause 2000, 7)2 definiert, die einen angemessenen Umgang mit Problemen und Stresssituationen im alltäglichen Leben ermöglichen sollen. Diese 5 Bereiche umfassen die Selbstwahrnehmung und Empathie, Kommunikationsfähigkeiten und Interaktion, Umgang mit Emotionen und Stressoren, kritisches und kreatives Denken, Problemlösen. Gerade im Bereich der Grundschule hat sich gezeigt, dass sich das körperliche, psychische und soziale Wohlbefinden, das laut WHO den Begriff Gesundheit definiert, v.a. durch eine Steigerung des Selbstwertes der Kinder fördern lässt (vgl. Krause 2000). Krause (2000) hat ein Programm entwickelt und an 20 Grundschulen erprobt, das zur Stärkung jener Life Skills beiträgt, die mit dem Selbstwert in Verbindung stehen. Diese Aktivitäten fokussieren die Selbstwahrnehmung und das Einfühlungsvermögen, die Kommunikationsfähigkeiten sowie den Umgang mit den eigenen und fremden Emotionen. Die pädagogischen Aktivitäten sind so konzipiert, dass sie zur Selbstwertsteigerung der Kinder beitragen und damit auch deren Gesundheit im oben definierten Sinn positiv beeinflussen.
Aus diesem Grund wird mit dem Projekt “Schatzsuche” erstmalig ein Konzept entwickelt, dass Unterrichtsbausteine zur Selbstwertsteigerung mit Sprachförderung in Deutsch-als-Zweitsprache verknüpft und in einer Schule erprobt. Im Zentrum des Projekts steht die Verbindung von Salutogenese als Ansatz zur Gesundheitsförderung (vgl. Antonovsky3) und eine sprachsensible Gesprächsführung mit Kindern (vgl. Rotter/Solstreif/Naphegyi 20224), die zum Wohlbefinden der Kinder und ihrer sprachlichen Entwicklung beiträgt. Das geplante Projekt richtet sich demnach an mehrsprachig aufwachsende Kinder, die zwar altersmäßig bereits ihr Selbstbild entwickelt haben, aber nicht über die sprachlichen Ressourcen in der Bildungssprache Deutsch verfügen. Genau diese Gruppe ist häufig mit Defiziterleben konfrontiert, das sich auf das Selbstbild negativ auswirkt. Nach Angaben der Lehrpersonen sind die Kinder vielfach schüchtern und zurückhaltend und verfügen über zu geringe Deutschkenntnisse, um Bedürfnisse oder Emotionen (z.B. in Konfliktsituationen) erfolgreich zu kommunizieren.
Das Ziel des Projekts ist die Entwicklung und Erprobung von Unterrichtsmaterialien, die eine gesundheitsförderliche Interaktion und Kommunikation mit mehrsprachigen Kindern fördern. Damit erfolgt eine spezifische Sprachlernunterstützung (Sprachförderung), die explizit selbstwertstärkend konzipiert ist und durch eine achtsame und sprachbewusste Gesprächsführung realisiert wird, um sprachliche Lernprozesse anzuregen. Diese doppelte Zielsetzung – Stärkung der Gesundheitsressource Selbstwert und Verbesserung der rezeptiven und produktiven sprachlichen Fähigkeiten – erscheint in Hinblick auf die Zielgruppe „mehrsprachige Schüler*innen“ besonders relevant und vielversprechend. Im Pilotprojekt soll diese konzeptionelle Verzahnung erprobt und evaluiert werden.
Die Ergebnisse beinhalten Vorschläge zur Veränderung von Rahmenbedingungen, zu Arbeitsbedingungen und personalen Ressourcen. Es wurde aufgezeigt, dass die Passung zwischen schulischen Lernumgebungen und entwicklungsspezifischen Bedürfnissen von Schüler/innen im Laufe der Zeit weniger gut zu gelingen scheint, denn im Schnitt war eine negativere Tendenz in Bezug auf Lernfreude und schulbezogenes Kohärenzerleben sichtbar. Es kommt zu einem Absturz der „lern.gesundheit“ in der Pubertät: Freude am Schulbesuch und Zufriedenheit sinken innerhalb eines Jahres deutlich; die Wahrnehmung von Lernumwelten wird vonseiten der Schüler/innen kritischer. Die Online-Befragung der Klassen- und Schulsprecher/innen der Sekundarstufe II zeigt, dass in der Schule deutlich eingeschränkte Partizipationsmöglichkeiten wahrgenommen werden. Zusammenfassend konnten Impulse in Form von folgenden Handlungsfeldern gegeben werden: Personale Kompetenzen und Ressourcen stärken und Schüler/innen einbeziehen. Lernen und Lehren in den Brennpunkt einer gesunden Schule rücken. Strukturen aufbrechen und Räume zum Lernen, Bewegen und Entspannen bieten. Innere und äußere Vernetzung von Unterstützungssystemen fördern.